Der Mörder, ein katholischer Burschenschafter, würde gerne der alldeutschen rechts-geheimbündlerischen Thule-Gesellschaft bei-gerechnet, doch gäbe es einen Anlass dazu, dann hätte der eitle Ober-Geheimbündler Glauer in seinem Buch “Bevor Hitler kam” stolz davon erzählt. So aber erweist er ihm nur dürre Anerkennung. Der Mord war eine katholische Anstiftung:

Am 21.2.2018 gedenkt der Verein DAS ANDERE BAYERN ab 11h zusammen mit allen, die das Andenken Kurt Eisners an seinem 99.Mord-Tag erinnern mögen und für seine Würdigung eintreten: Konstantin Wecker (Heinrich-Mann-Rede) und Michaela Dietl (Musik)

Faulhaber-TagebuchIn seiner Residenz, der heutigen Adresse Faulhaber-Strasse 7 saß ein ängstlicher Kardinal mit wildem Herzklopfen, der noch als “Hauskaplan” vom König geadelt, plötzlich durch dessen Flucht “herrenlos” geworden war. Seine Tagebücher sind ein Geständnis:

Antonia Leugers: „ weil doch einmal Blut fliessen muss , bevor wieder Ordnung kommt “

Erzbischof Faulhabers Krisendeutung in seinem Tagebuch 1918/19

Faulhaber ließ auch in seinem am 2. Februar zu verlesenden Hirtenbrief nicht ab vom aggressiven Ton, indem er die Verordnungen des Kultusministers als schwerer wiegend „als der Blutbefehl des Herodes“ und die Regierung als „christusfeindliche Staatsregierung“ und „Totengräber der Religion“ 67 bezeichnete. Doch vertraute
Faulhaber darauf, die Macht des „Herodes“ habe ihre Grenze, wie es im Evangelium stehe: „,Die dem Kinde nach dem Leben strebten, sind gestorben‘ (Matth. 2, 20), und vor dem Richterstuhl der Geschichte ist Herodes mit dem Fluche eines Kindermörders belegt.“ 68

Diese Darstellung Faulhabers hatte nichts mehr gemein mit sachlichen Zustandsbeschreibungen, sondern war Ausfluss tief sitzender Bedrohungsängste des Erzbischofs. Gräfin Moy begab sich mit einer Abordnung zum Kultusminister, um ihn direkt nach seinen Absichten zu befragen. Sie berichtete Faulhaber am 13. Februar, Hoffmann habe ihr geantwortet: „Nein, das will ich nicht, bekämpfen will ich die Religion nicht.“ 69

Antonia Leugers: „ weil doch einmal Blut fließen muss , bevor wieder Ordnung kommt “
Erzbischof Faulhabers Krisendeutung in seinem Tagebuch 1918/19 theologie.geschichte Beihefte, Nr. 7 (2013) PDF S.74 und 75

An der Stelle des Mordes …

legt der Verein DasAndereBayern seit vielen Jahren am 21.2. einen Kranz nieder, und schilderte die Geschichte der Ermordung von Kurt Eisner:

Julia Killet vom Kurt Eisner-Verein trug 2018 den Bericht von Felix Fechenbach vor:

Auf dem Weg vom Außenministerium, das damals am Promenadenplatz war, ging Eisner mit seinem Sekretär Felix Fechenbach und Minister Unterleitner zum Landtag in der Prannerstrasse, um seinen Rücktritt zu erklären. Plötzlich fielen Schüsse von hinten: Anton Arco war aus einem Eingang getreten und schoss Eisner von hinten in den Kopf.

Eisner hatte dem Rat widersprochen, durch den Bayrischen Hof in den Landtag zu gehen.

Konstantin Wecker las die Rede von Heinrich Mann bei der Gedenkveranstaltung für Kurt Eisner mit der Gegenüberstellung von autoritärem Militarismus und Monarchie und den idealistischen Plänen einer neuen Republik mit dem markanten Satz “Die hundert Tage der Regierung Eisner haben mehr Freuden und Ideen gebracht als die 50 Jahre vorher”.

Auf youtube wird es in den nächsten Tagen sicher einen Film mit der Musik von Michaela Dietl und dem Transparent am Kurt-Eisner-Platz geben, dessen Umbenennung seit Jahren gegen die Argumente der Verwaltung gefordert wird.

Einzelheiten und Folgen:

http://www.hartbrunner.de/fakten/jahrestag.php evtl. Datum 21.2.1918 eingeben

Thule

Aufnahme in den Thule-Geheimbund, ab 1917 mit Hakenkreuz und Schwert, konnten nur arisch abstammende Männer mit dem Nachweis (oder der Selbst-Aussage) von “drei Generationen judenfrei” finden, doch konnte er durchaus Mitglied im Freundes-Kreis der Frauen und “sonstigen” werden, die mit Büro-Arbeit, Chor-Auftritten, Spenden und Spitzel-Diensten bei den Räten und Gremien dem Geheimbund dienten.

Dann folgten jeden Samstag Aufnahme-Rituale …

Stolz ist dagegen die “katholische” Burschenschaft Rhaetia – bis vor Kurzem auf ihrer Website – auf ihren Mord-Buben. Heute erklären eher die Philister wie der Kultusminister, wie Bayern immer noch im Hintergrund funktioniert …

Burschenschaften mit Alten Herren

Bis zur Machtübernahme in Österreich auch immer abgetan und unterschätzt, aber die Funktionen der Philister sind nach wie vor enorm wirksam in unserer Alt-Kultur.

Demokratie konnte diese Strukturen nie aufheben, haben sie sich doch in allen Parteien immer wieder angesiedelt, wenn auch in manchmal überraschenden Abfärbungen. Was den Einen der Adel, wurde den Anderen die Gewerkschaft … oder die Kompanie, die regionale Herkunft oder Konfession, alles die Proporz-Rücksichten der Geschäfts- und Macht-Mechanismen.

Weihnachten mit SPD-Vorsitzendem Alfred Auer

Bei Erich Mühsam findet sich in den Tagebüchern eine Bemerkung, dass das wohl damals bekannt war: Wer mit wem damals die mageren (oder vielleicht nicht so mageren) Festtage feierte …

noch in Arbeit:

Antonia Leugers: „ weil doch einmal Blut fliessen muss , bevor wieder Ordnung kommt “
Erzbischof Faulhabers Krisendeutung in seinem Tagebuch 1918/19 theologie.geschichte Beihefte, Nr. 7 (2013) PDF 

5. Katholischer Wahlkampf

Dabei hatte es bis zur Wahl im Januar 1919, aus der die Bayerische Volkspartei (BVP) noch vor der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands als stärkste Partei hervorgegangen war, so etwas wie einen kurzen „Wahlfrühling“ gegeben, an dem auch Faulhaber Anteil nahm. Obgleich katholischerseits die Verfechter des aktiven und passiven Frauenwahlrechts rar gewesen waren, erkannte man nun die Chance qua Masse.

Faulhaber selbst zeigte sich dafür wesentlich offener, stand für ihn doch fest, was von der Kirche von allen katholischen Abgeordneten in der Politik gefordert war. Frauen konnten da nach Faulhabers Ansicht in besonderer Weise nützlich sein.


Faulhaber stellt hier das Gegensatzpaar „Autorität von Gottes Gnaden oder eine Obrigkeit von Jehovas Zorn“

gegenüber, dem das von ihm korrelierende Gegensatzpaar „Segen der Religion“ oder „Fluch der Religionslosigkeit“ folgte; das positive Paar wurde mit der „Blutsverwandtschaft“ verbunden. Faulhaber predigte nämlich über „Familie und Volksgemeinschaft“. 164

Damit vereinigte Faulhaber gleich mehrere antijudaistische bzw. antisemitische Stereotype: „fremde Blutszugehörigkeit“, „Fluch“ und „Religionslosigkeit“. 165

 


Der Rede Landauers bei der Beisetzung Eisners, die Faulhaber als blasphemisch verurteilte, hielt er entgegen, Eisner „war ein Teil von jener Kraft, die Jesus gekreuzigt hat, nicht
aber von Jesus selber“. 166

Diese Metapher schöpft aus dem traditionell antijudaistischen Stereotyp, Juden seien Gottesmörder gewesen, was über Religionsunterricht, Katechese, Predigt und Erbauungsbücher immer wieder tradiert wurde. 167

Als am 7. April 1919 – „Genau fünf Monate nach der ersten Revolution“ 168 – wie Faulhaber notierte, die „Räterepublik ausgerufen“ wurde, qualifizierte er sie stereotypisierend als „Kommunismus nach Muster der russischen Barbaren und ungarischen Zigeuner.“ 169

Am Karfreitag, den 18. April, die Räterepublik unter Leviné und Levien war zuvor am Palmsonntag ausgerufen worden, 170 deutete er die historischen Ereignisse im Kontext der Karfreitagsliturgie, 171 die im Dom „erschütternd ernst“ gewesen sei: „und während die Judenrevol[ution] weiter sinnt, die Kirche zu vernichten, beten wir: Oremus et pro perfidis
Judaeis.“ 172

Faulhaber betrachtete das Volk Israel historisch fortwirkend als verflucht und verworfen. In seinen autobiographischen Aufzeichnungen beschreibt er den Eindruck, den er
1898 bei seinem Besuch in Palästina gewonnen hatte, als offenkundig ablesbar: der „Gottesfluch, der auf diesem Lande seit dem Kreuztod Christi liegt […]. Das ehedem auserwählte Volk wandert seitdem ohne Rast und Ruhe über die Erde, und immer wieder erfüllt sich das Strafgericht, das seine Väter herausgefordert haben mit dem Wort: ‚Sein Blut komme über uns und unsere Kinder.‘“ 173

Diese Sicht Faulhabers hatte Auswirkungen bis in die Deutung der Revolutions- und Rätezeit in München und der, wie er meinte, davon weiter geprägten schulpolitischen Streitigkeiten um Bekenntnisschule, Simultanschule oder Gemeinschaftsschule. So drohte er bei der Einweihung einer Bekenntnisschule: „In Bayern gibt es noch eine Wehrmacht, die sich die christliche Bekenntnisschule von den Revolutionsjuden nicht rauben läßt. Jetzt hat das Volk gesprochen, jetzt wollen wir sehen, ob wir in einem Volksstaat oder in einem Judenstaat leben“. 174

In den Schulen, in denen die religiöse und konfessionelle Mischung am größten sei, seien die meisten vom Religionsunterricht abgemeldet, „auf Betreiben der Monisten und der Juden“, 175

wie Faulhaber schon im August 1919 beklagte. Anfang Februar 1920 meinte er die negativen Auswirkungen auch bei den christlichen Schülern ablesen zu können, so in der Fortbildungsschule; diese „bleiben sitzen und beten nicht mit. Antworten überhaupt nicht. Einer sagte: Wie lange wird es dauern, bis statt des Kreuzes an der Wand das Bild von Eisner.“ 176


8. Bewaffnete rechte Gewalt als legitimes Mittel zur Herstellung von Ruhe und Ordnung

Im Frühjahr 1919 setzte Faulhaber seine Hoffnung zur Befreiung Münchens auf die Regierungstruppen und die Freicorps, in denen auch katholische Missionsschüler, 209 Theologiestudenten und Geistliche mit kämpften. 210 In Klöstern 211 und Pfarrhäusern waren mit Faulhabers Wissen 212 Waffenlager der Weißen Garde angelegt worden. Er atmete auf: „München nicht mehr im Zeichen der roten Fahnen!“ Überall das „weiß-blaue Zeichen“. „Sogar das Bild von Eisner im Ministerium ist verschwunden.“


Zur Verehrung von Mussolini und Hitler

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