KLÄNGE DES VERSCHWEIGENS liefert eines der ganz seltenen filmischen Zeugnisse dazu, was den Häftlingen mit dem “Rosa Winkel” in der Nazi-Zeit angetan wurde, wie sie auch nach 1945 missachtet wurden, und wie ihr Schicksal selbst im inneren Familienkreis tabuisiert und verschwiegen wurde. Der Film hat inzwischen viele Leinwände im In- und Ausland gesehen, wurde als “spannend” und “sehr anrührend” gelobt, wurde als “Besonders Wertvoll” eingestuft und erhielt mehrere Filmpreise wie den William-Dieterle-Filmpreis und neben weiteren den Hauptpreis des Festivals Side-by-Side in St. Petersburghttps://www.cinetarium.de/film/klaenge-des-verschweigens/

Am Donnerstag, 2. Februar um 19:00 Uhr ist er im Münchener Filmmuseum am Jakobsplatz zu sehen.

Die Einführung wird der sehr kenntnisreiche Leiter des Dachauer Gedenkstättenarchivs Albert Knoll übernehmen.


Der Bundestag hatte, nachdem Schäuble das über Jahre als Parlaments-Präsident nicht wollte, am Auschwitz-Befreiungstag durch die Rote Armee erstmalig öffentlich der Homosexuellen gedacht, die nach den Konzentrationslagern auch noch weiter verfolgt worden waren: 

Deutscher Bundestag – Rozette Kats:
Jede Form von Diskriminierung ist eine schreckliche Abweichung

“Kats wuchs zu ihrem Schutz nicht mit ihrem Vornamen Rozette auf, sondern unter dem Namen Rita. Kurz vor ihrem sechsten Geburtstag habe ihr Pflegevater ihr erklärt, dass ihre Eltern in Auschwitz ermordet wurden, weil sie Juden waren. „Ich verstand nicht, was meinen Eltern geschehen war. Ich verstand nicht, warum jemand sie hatte ermorden wollen.“ Übrig blieb ein Gefühl der „Angst“. Unbewusst habe sie damals beschlossen, sich gut anzupassen. „Ich muss nur weiter die Maske des nicht-jüdischen Kindes tragen“, erzählte Kats. Dieses „Nicht-Wissen-Wollen“ und „Verschweigen“ habe mehr als ihr halbes Leben angedauert. „Ich führte ein Doppelleben. Und dieses Doppelleben machte mich krank.“

Schirdewahn: Bestraft aufgrund der Liebe zu einem Mann

“Über den Kampf gegen dieses Erbe berichtete Klaus Schirdewahn. Dass er seine Rede vor dem Bundestag halten könne, sei nicht selbstverständlich: „Noch vor wenigen Jahren war ich tief in meinem Inneren so verunsichert, versteckte mich, schämte mich meiner Gefühle, war immer auf der Hut, nur ja nichts Falsches zu sagen, nur nichts von meinen Gefühlen zu erkennen zu geben.“

Begleitet wurden Reden durch Lesungen

des Schauspielers Jannik Schümann über Karl Gorath (1912-2003), der als schwuler Mann die nationalsozialistische Gewaltherrschaft überlebte, und der Schauspielerin Maren Kroymann, die die Biografie der lesbischen Jüdin Mary Pünjer (1904-1942) vortrug. Unter dem Vorwand der „Asozialität“ war die in einer Hamburger Kaufmannsfamilie geborene, verheiratete Frau im Jahr 1940 als „Lesbierin“ verhaftet worden. Nach ihrer Verurteilung wurde sie im Konzentrationslager Ravensbrück interniert, wo sie 1942 für die Mordaktion „Aktion 14f13“ selektiert und im Frühjahr desselben Jahres in der „Euthanasie“-Anstalt Bernburg an der Saale ermordet wurde.

Eine Frau steht am Rednerpult im Plenarsaal.

Kroymann, Maren

Schauspielerin

Ein Mann steht am Rednerpult im Plenarsaal.

 

Schümann, Jannik

Schauspieler

Ein Mann steht am Rednerpult im Plenarsaal.

Schirdewahn, Klaus

Eine Frau singt im Plenarsaal.

Dee, Georgette

Zwischen den Lesungen trug Sängerin Georgette Dee „Von der Freundlichkeit der Welt“ (1927) von Bertolt Brecht (1898 bis 1956) in einer bearbeiteten Fassung vor, musikalisch ergänzt durch einen Ausschnitt aus den drei Elegien von Bertolt Brecht und Hanns Eisler (1898 bis 1962) durch Tobias Bartholmeß. Die Gedenkstunde fand einen Ausklang mit dem Stück „Wenn ich mir was wünschen dürfte“ (1931) von Friedrich Hollaender (1896 bis 1976).”

Die Lebensgeschichten machten deutlich, dass die Justiz der braunen Jahre genau so weiter machte, denn Karl Gorath hörte nach 1945 von dem selben Richter wie vorher: “Sie schon wieder!” Das selbe sprachen die Verweigerung von Renten und Sozialleistungen, weil die Liebe ja “zu Recht” verurteilt gewesen war: Die halbe Einsicht zum Unrecht der Verurteilungen von anderer sexueller Orientierung entstand erst 1994, bei der Abschaffung des §175 in der alten und von den Nazis verschärften Form, die restliche Aufklärung steht immer noch an:  

Rozette Kats war begleitet vom niederländischen Autor, Geschichtsforscher und Übersetzer Lutz van Dijk, der in einem Gespräch mit jungen Leuten aus der Erinnerungskultur und der Bundestagspräsidentin Bärbel Bas von seinen Besuchen in Schulen und den interessierten Gesprächen dabei berichtete.

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas zu Beginn zur Gedenkstunde: 

„Teil unseres Gedenkens ist, dass Überlebende hier im Parlament ihre Stimme erheben und uns von ihrem Leben und Leiden berichten“, sagte sie. „Die letzten Überlebenden dieser Opfergruppe sind verstorben, ohne dass wir sie gehört haben.“ Deutscher Bundestag – Mediathek

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