Augusto Boal kämpfte in den letzen Jahrzehnten nicht mehr selbst gegen die Militärdiktaturen, sondern gegen die Vermüllung unserer Denksysteme, unserer Wahrnehmung. Sein Buch dazu ist noch nicht übersetzt, aber ich konnte einige Jahre seinen Gedanken folgen und sammle ein paar Assoziationen:
Jean Ziegler, zuletzt UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, schreibt über die Wütenden und das Recht auf Leben:
Und die Armen? Sie haben keine Ideologie mehr. Der Neoliberalismus hat ihnen das Gehirn leer gewaschen. Ihnen bleibt nichts als ein elementares, starkes Gerechtigkeitsgefühl, die unauslöschliche Forderung nach einem »Recht auf Leben« – eine Forderung, ähnlich den Beschwerden, die bei den Generalständen von 1789 die Allerärmsten unter den Mittellosen erhoben, all jene Elenden und Hungernden, die auf die Hinrichtung Ludwigs XVI. und die Radikalisierung der Revolution warten mussten, bevor sie die Bühne der Weltgeschichte stürmen konnten. Man nannte sie die Enragés, die Wütenden. Einer ihrer ersten Wortführer war der Priester Jacques Roux, und er war es auch, der als Erster vom Recht auf Leben sprach.1
Der ehrliche Bezug auf die Menschenrechte (nicht als Begründung für Rohstoff-Befreiungskriege) als recht auf Leben, Nahrung, Wohnen außer den kapitalgeregelten Märkten ist noch nicht bei allen deformierten Denkstrukturen durchsetzbar: Wer nicht arbeitet, braucht auch nicht essen?
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