Im griechischen Theater sass das Publikum im Forum
Das gesamte Volk konnte die Themen des Chores aufnehmen, und öffentliche Würdigung kann eine heilsame Kraft sein: Das Dilemma war allen vertraut.
Nur gutes Drama löst das Trauma:
Wir erleben alltäglich so viele falsche Dramatisierungen in den billigen Zeitungen, dass wir an keine heilsame Wirkung mehr glauben können.
Gutes Drama zeigt die Wirklichkeit, keine Übertreibung, professionelle Dramatisierung bringt die Realität in nachvollziehbare Darstellung.
Verletzung braucht ehrliche Anerkennung,
So lange die Anerkennung des Schadens, der Schuld, der Situation nicht erfolgt ist, kann auch keine Beruhigung erfolgen: Die Aufregung bleibt, so lange andere die Situation herunterspielen wollen, so lange die Angst vor neuerlicher Verletzung bestehen muss.
erst dann folgt Versöhnung
Viele zu gut Meindende reden zu schnell von Versöhnung, wollen schon, bevor der Konflikt geklärt ist, eine sichere Lösung. Das ist wie ein Schnellverband auf ungereinigter Wunde: Es wird eitern und sich wieder entzünden, neue und katastrophale Folgen bringen: Wie manche schnell inszenierte Aussöhnung zwischen Staatsvertretenden ohne die Beteiligten Streithähne.
Zwangsarbeiter
In allen deutschen Landstrichen wurden nach Kriegsbeginn die Arbeitskräfte aus den besetzten Ländern eingesetzt:
Jugendliche Burschen und Frauen aus Polen, Ungarn, der Ukraine ersetzten die Männer, die im Krieg an den Fronten waren, die Frauen, die in der Rüstungsindustrie zu arbeiten hatten.
Dabei gab es klare Vorschriften: Getrennte Tische, keinen privaten Kontakt, Konzentrationslager und Todesstrafe für alle Übertretungen, sogar transportable Galgen und öffentliche Hinrichtungen zur Einschüchterung aller, die antreten und zuschauen mussten. Und bis heute wenig Anerkennung, kaum Entschädigung. Bauernlohn?
Familiengeschichten
In den Familen gibt es viele Geheimnisse, Interpretationen, Mißverständnisse, Übertragungen unserer Gedanken in andere Biografien: Jede Person nimmt einen anderen Blickwinkel ein, und aus dem Theater wurde die Familienaufstellung und allerlei Interpretation entlehnt: Wir holen die Szenen in den Alltag zurück, nur die Beteiligten selbst haben das Recht zur Interpretation, die Begleitenden bringen später ihre eigenen Empfindungen, aber KeineR deutet von oben.
TABU schützt und hindert uns
Theater kann in Szenen die Tabus sichtbar machen und im szenischen Dialog das dilemma der Auflösung nachvollziehbar gestalten:
Das Tabu ist heilig und hindert uns aber auch an der Auseinandersetzung: Das Grundwissen um die jeweiligen gesellschaftlichen und familiären Verbote kann uns helfen, die Gefühle um die diversen Vorgänge einzuordnen: Schwangerschaften und Übergriffe, Strafen und Taten, ….
Hilfen in Gruppen und Ausbildungen
Es gibt seit Jahren zahlreiche Gruppen der Selbsthilfe zu den Themen der Kriegskinder, Kriegsenkel, Nachkriegskinder, zu Folgen der Flüchtlingssituatio.n und des fremd-Bleibens in den neuen Ansiedlungs-Regionen
Migranten können ihre Erfahrungen nur einbringen, wenn sie auf Gespräch und Verständnis stoßen.
In der Altenpflege braucht es Anerkennung
Bisher wird eher mit Beruhigungsmitteln das theme unterdrückt, wenn SeniorInnen von ihren Träumen aus Bombenkellern und Fronteinsätzen träumen und erzählen wollen. Schnell in die Realität zurück und zum Frühstück, oder Pilllen?
Die Fähigkeit, die Themen so einzufangen und zu bearbeiten, dass die Konzentration bei der Person bleibt, dass sie selbst das Geschehen steuert, dass wir als Begleitende einfach nur aufmerksam und unterstützend, statt abwiegelnd und ängstlich sind, lässt sich in Theaterszenen erproben und einüben, die gleichzeitig eigene Geschichte wach einordnen und in der Beruhigung erleben lassen.
Geschichtsarbeit kann eine Hilfe sein
Die Einordnung der Familiengeschichte in der damaligen Zeit kann durch gute Literatur und durch bildhafte Beschäftigung unterstützt werden, die Ausbildung in biografischer Pflege sollte zumindest die Eckdaten unserer Senioren und ihrer Herkunftszeiten beinhalten:
Erziehungsschäden durch Gewalt, Mißbrauch und Zwang, Schulschädigungen durch sadistisches Prügeln bis in die 70er Jahre … und so manchen beruflichen Zwang, der in den letzten Jahren so nicht vorstellbar war, sollten wir einschätzen können und die Grenzen zu professioneller Hilfe finden.
Gestalttherapie und -Coaching braucht keine Jahre auf der Couch
In der Gestalt-Arbeit gehen wir den körperlichen Befindlichkeiten und den Bildern nach, die auftauchen, die ans Licht kommen wollen, und begleiten dabei, sie ins heutige Maß zu bringen:
Die Angst davor ist zuerst größer, weil sie aus dem damaligen Schrecken gespeist ist, und die heutige Erfahrung, überlebt zu haben, selbst steuern zu können, wie ich mich an die Erinnerung annähere, braucht etwas Gewöhnung und Zeit, und der Körper erwirbt das Vertrauen in den langsamen Vorgang.
Die Grenzen des Geschehens einschätzen
Theater muss, im Gegensatz zur Realität, das gute Ende schon in der Einladung signalisieren können:
Wie geht ein Abend zu Ende, der Spannung und Lösung versprechen will?
Die Judenbank bringt den Spagat von Unterhaltung und schwerer Geschichte: In Haar wird auch der Kinder gedacht, die in der Anstalt ermordet wurden.
Die Judenbank:Junges Schaupiel München im Kleinen Theater Haar
Der Regisseur Michael Stacheder berichtet in seinem judenbank.blogspot.de vom Wachsen einer Inszenierung: Eines Tages findet Dominikus ein festgeschraubtes Schild auf seiner Bank:
„Nur für Juden!“ Was nun? Er ist kein Jude. Bisher war diese Bank ein wichtiger Bestandteil seiner Arbeit, seines Lebens. Eine Arbeitsbank war sie und jetzt ist sie ein unnützer Gegenstand, weil keiner darauf sitzen darf, nur die Juden.
Im Gedenken der Kinder
Gesamtprogramm „Im Gedenken der Kinder“ in Haar. Ausstellung im Rathaus der Gemeinde Haar, Bahnhofstr. 7, vom 8.05.2014 bis 03.07.2014
Die Kinderärzte und die Verbrechen an Kindern in der NS-Zeit
12. Mai 2014 um 12:30 Uhr
Weitere Vorstellungen Judenbank 15.+16+17.5
am 24.5 double feature: 19 h Plus-Minus Lesung und 21 h Judenbank
30.5. 20h
am 31. 5 nochmal 19 h Plus-Minus Lesung und 21 h Judenbank
SeelenART zu Gast im Kleinen Theater Haar
Mistcapala – als Gast Sepp Raith
Kultur im Doppelpack
Beginn: Do, 05.06.2014, 19:00 Uhr